Draußen rieseln die Schneeflocken. Der winterliche Tanz der Wasserkristalle wurde von eisigen Temperaturen ermöglicht, die sich heute und in den nächsten Tagen noch einmal einstellen werden. Wie ich höre, heizen die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen nicht. Zu groß die Sorge, die Rechnung mit den eng zugemessenen Anwärterbezügen nicht mehr zahlen zu können. Manche verzichten sogar auf das warme Duschen.
Ich habe aus dem Nicht-Heizen ein Experiment mit mir selbst gemacht. Kann sich der Mensch an die niedrigeren Temperaturen gewöhnen, erlange ich eine tranige Fettschicht wie ein kleiner Wal, hat das Nicht-Heizen vielleicht auch Vorteile, wird es einen Zeitpunkt geben, an dem ich aufgebe?
Definitive Vorteile sind die Gemütlichkeit für mich –und für meine Pflanzen. Für mich ist es wunderbar, auch bei Minusgraden mit offenem Fenster schlafen zu können. Und viel zu spät in diesem Winter habe ich begriffen, dass meine Zitruspflanzen vorzüglich in der nichtgeheizten Luft hätten überleben können.
Prägendes Instrument ist die Taupunkttabelle, die voraussagt, wann mit Niederschlag in der Wohnung, nämlich an den Fenstern zu rechnen ist. Dann heißt es wischen, denn schwarzer Schimmel ist in dieser Situation kein Oxymeron, sondern eine realistisch drohende Gefahr.
An sich könnte ich heizen, denn ich bin zurzeit geworfen, geworfen in das Bürgergeld, welches mir umfassende Heizprivilegien zubilligt. Doch die Angst vor der hohen Rechnung und den komplizierten Abrechnungsmodalitäten, sollte ich überraschend im nächsten Monat eine Arbeit erhalten, drückt schwer.
Auch kann es eine Wut geben. Genau wie es im Herbst gesagt wurde: wir erhalten das teure LNG-Gas aus Nordamerika und es ist nicht gesagt, wann die Preise wieder sinken. Alexander “Sascha” Van der Bellen hat noch 2018 Wladimir Putin empfangen und genau dies gesagt: dieses Gas ist zu teuer, der dreifache Preis muss gezahlt werden. Wenn denn nun sogar ein prominenter Vertreter der Grünen-Bewegung kürzlich erst gesagt hat, dass die Amis aggressives LNG-Marketing machen, wem kann man denn nun noch vorwerfen, mit solchen Meinungen abseits des erlaubten Meinungskorridors zu sein? Das ist zweierlei Maß: die Mächtigen dürfen alles sagen, wir Machtlosen nichts.
Und Malte Kreuzfeldt stellt klar: die Gasspeicher sind nicht etwa gut gefüllt, weil wir gespart haben, im Gegenteil, das, was die einen eingespart haben, haben die anderen offenbar mehr verbraucht. Der von der Ampel ausgerufene Spar-Wettbewerb hat die Bevölkerung nur verunsichert – die Sicherung des Gas-Füllstandes wurde nach Kreutzfeldts Aussage durch die LNG-Terminals im Rest Europas ermöglicht. Außerdem: Die Prognosen der Grünen Klaus Müller (Bundesnetzagentur) und Robert Habeck (unser Wirtschaftsminister) waren leider zu pessimistisch, so dass wir am Ende viel zu viel des teuren LNG bestellt haben, was ja auch bezahlt werden muss.
Die Bundesregierung mit ihren so genannten “Friedensenergien” – hiermit sind eigentlich die Erneuerbaren gemeint, doch der Eindruck drängt sich auf, dass es sich bei diesen Energien eher um das LNG handelt, Erinnerungen an den zweiten Irakkrieg werden wach, als Pommes in Freedom Fries umbenannt wurden – hat uns Nichtheizende in eine bipolare Situation getrieben, wir fühlen uns stark, wenn das Wetter gut ist, und wenn es draußen kalt ist, dann müssen wir bibbern, wir hassen und wir ärgern uns – für nichts und wieder nichts.
Danke für nichts, Ampel. Danke für weniger als nichts, für das Verbrennen unseres wenigen noch vorhandenen Geldes, für die Härte, die Liberal-Dopamin-getriebene Empathielosigkeit, die alle, die sich über die Verhältnisse ärgern, zu impulskontrollgestörten Nazis macht.